Längst überfällig: mein Blogpost zu meinem Steampunk Kostüm! Dieses Outfit ist glücklicherweise schon seit ein paar Wochen fertig. Glücklicherweise deshalb, weil es mir einiges an Nerven gekostet hat.
Es gibt für mich zwei Projektarten. Die einen liebe ich so sehr, dass ich die Arbeit daran am liebsten gar nicht beenden würde und dann gibt es noch die anderen… diejenigen, von denen ich mir sich wünsche, dass sie ganz schnell fertig werden und hoffe, dass am Ende etwas dabei rauskommt, womit ich wenigstens einigermaßen zufrieden bin. Wie ihr euch sicher schon denken könnt, haben wir es bei meinem Steampunk Kostüm mit der zweiten Art zu tun.
Steampunk ist mittlerweile ein Kostüm-Klassiker geworden und irgendwie spukte mir schon eine ganze Weile der Gedanke im Kopf herum, dass ein Projekt im Steampunk-Stil doch ganz cool wäre. Mal eine kleine Abwechslung zu meinen üblichen farbenfrohen Larp Gewandungen. Den Ausschlag dahin, dass ich mich tatsächlich zur Umsetzung entschieden habe, gab die Kooperationsanfrage von Myriam/Steamspirits. Sie würde den Schmuck fertigen, ich das passende Steampunk Kostüm nähen und Julia von Through the Woods Fotodesign die Fotos schießen.
Zunächst hatte ich eigentlich ein eher mädchenhaftes Outfit im Kopf:
Helle Bluse mit Rüschen, kurze braune Weste, knielanger, dunkelbrauner Highwaist-Rock, beige Strümpfe, braune Stiefel…
Aber alles ohne die üblichen Zahnräder und den klassischen Steampunk-Schnickschnack.
Mit diesem Plan bin ich dann in den Stoffladen gestiefelt, nichts ahnend welche Herausforderung es sein würde auch nur einen einzigen annehmbaren Braunton zu finden… Ich habe ganze zwei Stunden damit zugebracht Stoffballen neben- und übereinander zu stapeln, um sie zu vergleichen und zu kombinieren… dabei hatte ich wirklich Glück, dass ich in diesem Stoffladen mittlerweile Stammkundin bin und man es mir gestattet mal eben einen gesamten Zuschneidetisch zu okkupieren.
Ich bin gefühlt hunderte Stoffballen durchgegangen. Aber entweder war die Stoffart nicht brauchbar oder der Farbton eine Katastrophe. Am Ende habe ich meinen gesamten Plan umgeschmissen und vor Ort ein komplett neues Konzept aus dem Boden gestampft. Mit nur einem Braunton und dunkelgrün als Kontrastfarbe.
Den grünen Taft habe ich als erstes verarbeitet. Das war übrigens das erste Mal überhaupt, dass ich mich für Taft entschieden habe. Bisher fand ich ihn immer eher altbacken. Aber ich muss sagen, wenn man das richtige Projekt dafür hat, kann er traumhaft aussehen.
Mein Steampunk-Bustier ist das genau so ein Projekt gewesen. Es ist wunderschön wie der Taft je nach Licht seine Farbe von einem warmen Dunkelgrün bis hin zu einem eher kalten Blau-Grün ändern kann und so dieses ansonsten schlichte und geradlinige Kleidungsstück veredelt.
Die goldenen Köpfe haben lediglich einen dekorativen Zweck, da später einen Mantel über das Bustier tragen wird. Deshalb habe ich auch nur dort welche aufgenäht, wo sie später auch zu sehen sein werden. Geschlossen wird das Steampunk-Bustier mit einer simplen Schnürung am Rücken, für die ich ein paar Metallösen (∅ 5mm) eingeschlagen habe.
Der Rock, den ihr auf den Bildern seht, habe ich bei einer Aufräumaktion aus meinem Fundus gefischt. Eigentlich war ein brauner Rock aus dem Mantelstoff geplant, aber die Grüntöne haben einfach so gut harmoniert, dass ich mich in diese Kombination verliebt habe.
Der wesentlich aufwändigere Teil meines Steampunk-Outfits war der Mantel und damit gingen auch meine Problemchen los. Entgegen meiner üblichen Vorliebe habe ich hier Details verwendet, die nicht primär darauf ausgerichtet sind mich möglichst schmal wirken zu lassen. Die Ärmelform und besonders der tiefe Ärmelansatz haben mich ganz schöne Überwindung und etliche Minuten vor dem Spiegel gekostet, während derer ich versucht habe an meinen Komplexen vorbei zu sehen und möglichst neutral zu beurteilen, ob das ganze Ensemble mir so gefällt.
Hinzu kamen mal wieder meine perfektionistischen Anwandlungen. Da dieses Outfit sehr viele klare Linien hat, hat sich mein Auge gnadenlos auf jede Asymmetrie gestürzt, die es finden konnte. Und so habe ich etliche Stunden damit verbracht Nähte millimetergenau auszubessern, zu bügeln, zu überprüfen, ob die gewünschte Symmetrie endlich erreicht ist, und in den meisten Fällen hat sich das Ganze einige Male wiederholt.
Der Arbeitsschritt, der meine Motivation gerettet hat, war das Annähen der Ösen für die Rückenschnürung des Mantels. Durch dieses Detail, hat das Ganze erst richtig seine Form bekommen und als man meine Taille wieder gesehen hat, waren meine Unsicherheiten wieder etwas besänftigt. Die Ösen sind eigentlich Miederösen für Dirndl.
Aber dann kam auch schon die nächste Sackgasse. Nun da der Mantel hinsichtlich der Symmetrie auf Herz und Nieren geprüft war, wollte mir einfach keine Idee kommen wie ich die Vorderseite aufpeppen könnte, damit sie nicht mehr ganz so leer wirkt. Knöpfe, wie ursprünglich geplant, waren mir einfach zu schlicht. An diesem Punkt schlug zusätzlich mal wieder der Uni-Stress zu und hat mich wochenlang vom Nähen abgehalten. In der ganzen Zeit, die ich über meine Büchern verbracht habe, hing das bisherige Outfit an meiner Schneiderpuppe und in den Lernpausen habe ich davor gesessen und philosophiert.
Irgendwann kam mir dann die Idee den Mantel mit Riegeln zu schließen und so entstand mein persönliches Lieblingsdetail. Die Ornamente habe ich aus bronzefarbenen Metallscheiben, kleinen goldenen Zahnrädern und smaragdgrünen Strasssteinen zusammengesetzt. Die Knöpfe sind dieselbe, die ich schon für das Bustier verwendet hatte.
Die letzten Details waren dann recht schnell erledigt. Um den Ausschnitt des Mantels herum habe ich noch eine kleine Baumwollspitze befestigt und die Schultern mit Perlen und bronzefarbenen Zahnrädern verziert.
Nach etlichen schlaflosen Nächten hing dann endlich das fertige Outfit an der Puppe. Was natürlich noch fehlt ist der passende Schmuck und ein paar mehr Accessoires. Die werden sicher bald das gesamte Steampunk-Ensemble komplettieren.
Habt noch einen kreativen Tag!
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