Es ist jetzt schon über ein Jahr her, dass mich Steffi von “Hope in Pictures” angeschrieben hat, um zu fragen, ob ich Lust hätte ihr bei ihrer Abschlussarbeit zu helfen. Zum Abschluss ihrer Fotografen-Ausbildung suchte sie noch ein Modell für ihr Fotoprojekt. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass sie da gerade mich gefragt hat.
Sie hat dafür mein petrolfarbenes Kleid als Shootingoutfit ausgewählt und eine der schönsten Locations aufgetan, die mir im Regensburger Raum bisher untergekommen sind. Wir haben den ganzen Abend dort verbracht und einen riesigen Spaß dabei gehabt verschiedene Bildideen auszuprobieren und eine kleine Geschichte zum Leben zu erwecken, die Geschichte einer jungen Adeligen, die nach einem durchtanzten Abend den Ball verlässt.
Den ersten Teil der Geschichte könnt ihr auf Steffis Website lesen!
Sie rief sich die Geschehnisse des Abends wieder ins Gedächtnis. Wie sie an seiner Seite den Saal betreten hatte, ihre Hand in seiner. Wie sie stundenlang mit ihm über die Tanzfläche gewirbelt war. Wie er mit einem entschuldigenden Lächeln von ihrer Seite gewichen war, um sich wichtigen Geschäften zu widmen.
Die oberflächlichen Gespräche und die prüfenden Blicke der anderen Damen, die sie daraufhin umschwirrt hatten. Elisabeth, die ganz unverhohlen und mit rot geränderten Augen auf ihre Hand gestarrt hatte. Das Blitzen in den Augen der anderen, als sie dort den Ring entdeckten und die gekünstelten, überraschten Ausrufe, die folgten.
Ihre Beziehung zu ihm war nie ein Geheimnis gewesen. Sie hatte ihre Zuneigung und ihre Unterstützung nie verheimlicht. Ebenso hatte er seine Gefühle stets offen gezeigt. Seit Jahren ging sie in seinem Haus ganz selbstverständlich ein und aus und war an seiner Seite zu unzähligen öffentlichen Anlässen erschienen. Nie jedoch als seine Verlobte oder gar Frau.
Die anfänglich offen geäußerte Erwartung, wann die Verbindung bekannt gegeben würde, hatte sich über die Jahre zu einem heimlichen Tuscheln abgeschwächt. Die wankelmütige Fürstin wolle ihre Einwilligung nicht geben, hatte es am Hofe geheißen. Die Gründe waren unbekannt. Aus Neugier wurde Mitleid, Verwunderung und schließlich gehässiger Tratsch. Langsam hatten andere Damen begonnen sich wieder Hoffnungen zu machen ihren Platz einnehmen zu können
Und plötzlich, als schon niemand mehr damit gerechnet hatte, war die Ankündigung am gestrigen Morgen in allen Zeitungen zu lesen gewesen. Nun begann sich das Rad des Hofkatschs von neuem zu drehen. Den ganzen Abend über war sie bohrenden Fragen und Blicken ausgewichen, hatte versucht die Höflinge und Damen los zu werden, die versuchten herauszufinden, wo der plötzliche Sinneswandel der Fürstin herrührte.
Schließlich war sie nach draußen geflohen. Je mehr sie sich den Gärten näherte desto weniger war sie bekannten Gesichtern begegnet. So weit weg vom zentralen Geschehen hielten sich nur diejenigen Personen auf, die lediglich lose mit dem Hof verbunden waren. Der innere Kreis der Adeligen und Beamten würde weiterhin im Zentrum um die wichtigen Figuren im Spiel um die Macht herumschwirren.
Sie fuhr mit den Fingerspitzen über den kühlen Stein des Geländers und genoss die Ruhe. Hier an der Treppe zum Rosengarten würde sie warten. Warten bis er ihre Abwesenheit im Ballsaal bemerkte. Warten bis er sich aus der Traube von Adeligen und Beamten herausgekämpft hätte, die ihn stets umgab und sich auf die Suche nach ihr begab. Warten auf den Moment, wenn er sie hier finden würde. Hier, an der Stelle, wo sie sich vor all diesen Jahren zum ersten Mal begegnet waren
Shooting-Informationen:
Location: Musikakademie Alteglofsheim
Fotos & Bearbeitung: Hope in Pictures – Stefanie Kiesbauer
Model & Kostüm: Aurelia Creative
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