Steht man auf meiner Dachterrasse so hat man einen guten Blick in einige der umliegenden Gärten. Die meisten davon bestehen ganz klassisch zu einem großen Teil aus Rasen. Meine direkte Nachbarin allerdings hat in ihrem neben der obligatorischen Grünfläche auch einen kleinen Gemüsegarten. In dem Sommer, in dem dich in meine Wohnung gezogen bin, konnte ich beobachten wie dort nach und nach üppig das Gemüse wuchs. Nach und nach keimte dabei wieder der alte Wunsch aus Kindheits- und Teenagertagen in mir auf einen eigenen Gemüsegarten zu haben.
Der Traum vom Gemüsegarten
Zuhause bei meinen Eltern hatten wir zwar einen Garten, aber dort war der Anbau von Gemüse aus den verschiedensten Gründen nicht möglich. Schlechter Boden, kaum Licht, fehlender Platz und die Bedenken meiner Mutter, dass es sich bei meinem Interesse am Gärtnern nur um eine Phase handeln könnte, waren nur einige wenige davon. Jetzt bin ich – zumindest dem Alter nach – erwachsen und habe meine eigenen vier Wände.
Die einzige Hürde: Ich habe keinen Garten.
Dafür aber eine Dachterrasse mit reichlich Platz für Töpfe. Perfekt für einen kleinen Urban-Gemüse-Garten. Urban Gardening ist mittlerweile ja Trend. Besonders in Städten, wo Gärten zu einer Seltenheit werden, nutzt man dabei auch die kleinsten Flächen, die Sonnenschein zur Verfügung haben, um sich kleine Gartenoasen anzulegen. Man muss ein wenig umdenken und braucht ein bisschen Kreativität, entdeckt dann aber schon bald die vielen verschiedenen Möglichkeiten, die sich bieten um Terrassen, Balkone und auch Fensterbretter in kleine Gärten zu verwandeln.
Das Urban-Garden Gründungsjahr
Gärten müssen sich entwickeln und brauchen Zeit, so auch mein kleiner Dachterrassengarten. Letztes Jahr, in meinem ersten Gartenjahr, habe ich mit einem kleinen Kräutergarten begonnen. Von meiner Mama habe ich dafür ein dreiteiliges Pflanzregal geschenkt bekommen, um ganz nach platzsparendem Urban-Gardening-Prinzip in die Höhe gehen zu können und die benötigte Fläche so gering wie möglich zu halten. Dazu kamen Blumenkästen aus dem Gartencenter, drei große, die ich in ein Salatbeet verwandelt habe und etliche kleine, in denen ich Ringelblumen gezogen habe.
Mein ganz besonderes Lieblingselement ist aber mein Pflanzschrank. Er ist meine Gewächshausalternative und eignet sich wunderbar um dort im Frühjahr erste Pflänzchen vorzuziehen sowie sie später zu überwintern, im Sommer lassen sich darin perfekt meine gesammelten Kräuter trocknen und er dient außerdem als Stauraum für meine Gartengeräte.
Die Ausgangslage
Dieses Jahr habe ich die Anbaufläche in meiner Gartenecke erweitert. Es sind zwei Mini-Hochbeete (100x40x40cm) und vier große Blumenkübel (40x40cm) dazugekommen, die jetzt auf ihren Einsatz warten. Dazu kommen natürlich wieder meine Blumenkästen, die ich ganz flexibel zu Beeten zusammenstellen kann. Ich habe außerdem eine Sammlung an Blumenkübeln mit ca 30-35cm Durchmesser von meiner Mama bekommen, die sich für die unterschiedlichsten Pflanzen eignen.
Schon vor Corona habe ich meine ersten Gartenshoppingrunden gedreht und habe dabei auch schon die ersten Pflanzen geholt. Die gesellen sich jetzt zu den Überlebenden aus dem letzten Jahr.
Die Überlebenden:
Mein Lavendel, ein kleiner Kasten mit Erdbeeren, sowie das Rosmarinbäumchen und mein Eukalypthus haben den Winter gut überstanden. Wie ich festgestellt habe, haben auch meine Minze und Zitronenmelisse die Kälte gut überstanden, obwohl ich mich gar nicht sonderlich um ihre Überwinterung gekümmert habe.
Die Neuzugänge
Vor einem Monat habe ich mich dazu hinreißen lassen mir die ersten Pflanzen zu kaufen. Deshalb stehen jetzt schon eine Pfefferminze, ein Thymian und ein neuer Lavendel in meiner Kräuterecke.
Zwei Besonderheiten, von denen ich ursprünglich gar nicht gedacht habe, dass sie topftauglich sind, bis ich mich näher damit beschäftigt habe, sind meine Johannisbeere und meine Himbeere. Beide haben je einen eigenen Topf mit ca. 38cm Durchmesser für sich. Mittlerweile haben sie schon ordentlich Blätter bekommen und wachsen fröhlich vor sich hin.
Natürlich habe ich mir auch wieder Salatpflanzen gehohlt und die Pflänzchen alle in einen 38cm Topf gepflanzt. Das mag eng klingen, ist es auch. Leider hatte ich wegen der Corona-Situation nicht mehr genügend Erde zuhause, um noch einen zweiten Topf zu füllen. Das ist aber gar nicht schlimm. Momentan pflücke ich die äußeren Blätter ab, um das Wachstum der Pflanzen ein bisschen zu verlangsamen. Sobald aber die ersten zu groß werden, werde ich einzelne Pflanzen komplett ernten und verarbeiten.
Genauso mache ich es auch mit meinem Kohlrabi, der in einem eben solchen Topf wächst. Er dient sowieso hauptsächlich als Futterquelle für meine Kaninchen, die es lieben sich ein paar Blättchen schnappen, wenn sie auf der Dachterrasse unterwegs sind.
Das ehemalige Salatbeet ist gerade ein Radieschenbeet. Hier habe ich pro Blumenkasten ein Saatband gelegt. Diese Saatbänder sind übrigens super praktisch. Leichter kann man sich das Ansäen in Reihen gar nicht machen.
Der Plan
Dieses Jahr werde ich mich auch an Gemüsepflanzen zu wagen. Dafür habe ich natürlich selbst Pflänzchen vorgezogen, werde mir aber auch ein paar Jungpflanzen in einer Gärtnerei kaufen. Der Großteil dieser Pflanzen wird erst Mitte Mai in die Beete zeihen, sobald die Eisheiligen vorbei sind. Solange halten Radieschen, Salat und Kräuter die Stellung.
Aber was ist denn nun eigentlich das Ziel eines solchen Gartens?
Ein Selbstversorgerdasein lässt sich mit einer so geringen Anbaufläche und meiner mäßig strategischen Herangehensweise natürlich nicht realisieren. Darum geht es mir aber gar nicht. Überhaupt ist meine Motivation nicht unbedingt das Ernten von Gemüse. Vielmehr finde ich den Weg bis dahin unglaublich spannend. Einen kleinen Samen in die Erde zu stecken, zuzusehen, wie daraus eine Pflanze entsteht, ihr beim Wachsen zuzusehen und sie zu unterstützen sind ein unglaublich faszinierender und magischer Prozess. Irgendwann lernt man die Pflanzen zu verstehen. Man lernt das Erde nicht gleich Erde ist. Erkennt immer öfter, ob es dem Schützling gut geht oder ob ihm etwas ihm fehlt. Eine Ernte ist nur ein kleiner, wenn auch besonderer Teil der gesamten Entwicklung.
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