Ich erinnere mich an einen jungen Hobbit, der auf der Suche nach Elben durch die Wälder rannte und erst in der Dunkelheit nach Hause kam, gefolgt von Glühwürmchen.
Gandalf – „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“
An dieses Zitat fühle ich mich jedes Mal erinnert, wenn ich von einer Kräuterwanderung nach Hause komme. Ich fühle mich dann wie dieser junge Hobbit oder vielleicht auch einfach nur wie mein jüngeres selbst, das junge Mädchen, das seine Tage am liebsten in der Natur und im Wald verbracht hat.
Seit über einem Jahr nutze ich jede Gelegenheit, um einen kleinen Teil dieser alten Gewohnheit wiederzuerwecken. Denn die Ruhe in der Natur bringt mir die Energie zurück, die ich den Tag über im Büro, durch meine täglichen Aufgaben und einfach beim Erwachsensein und der damit verbundenen Fantasielosigkeit verliere.
Die Stunden in der Natur sind für mich mittlerweile ein fester Bestandteil meines Alltags geworden. Ich genieße dann die Eindrücke um mich herum. Die klare Luft, den Duft der Bäume, des Grases und der Blumen, genieße das Vogelgezwitscher und manchmal auch einfach nur die Ruhe die einen fern ab der Menschen gibt.
Zugleich habe ich angefangen mich mit den Pflanzen um mich herum zu beschäftigen und mehr über ihre Anwendung und Verarbeitung zu lernen. Um noch tiefer in das Thema einzutauchen, habe ich hier in der Gegend nach jemanden gesucht, der mich bei meinen Entdeckungsreisen anleitet und bin so auf Gudrun und ihre Kräuterschule gestoßen. Neben vielen verschiedenen Kursen und Kräuterwanderungen bietet sie ein mehrteiliges Programm an, dass aus je 4 Terminen zu jeder Jahreszeit besteht. Dabei geht sie auf viele verschiedene saisonale Pflanzen und ihre Verwendung ein sowohl in der Küche wie auch in der Heilkunde. In einer kleinen Gruppe taucht man in ihrem traumhaften, verwunschenen Garten und den ihn umgebenden Wäldern und Wiesen in die faszinierende Welt der Wildkräuter ein.
Die letzten Wochen über haben wir Tinkturen angesetzt, Salben gemischt, leckeres veganes Essen gekocht und viele weitere hilfreiche und duftende Kleinigkeiten zubereitet. Ganz nebenbei lernt man die Blume am Wegesrand kennen, das Grünzeug zwischen den Pflastersteinen und das komische Gestrüpp, das in der Mitte des Weges wächst.
Auf einmal weiß man, dass die seltsame weiße Blume eigentlich eine wilde Verwandte der Karotte ist und in Öl angebraten ganz fantastisch schmeckt, dass das Grünzeug eigentlich Quendel ist – eine wilde Form des Thymians – und nicht nur als Gewürz toll schmeckt, sondern auch als Mittel gegen Husten hilft und dass das komische Gestrüpp, wenn man es vor 12:00 Uhr entdeckt wunderbare blaue Blüten trägt und eigentlich Wegwarte heißt.
Die Sommerkräuterschule ist nun zu Ende und ich habe eine kleine Sammlung an Fläschchen und Gläsern, etliche Büschen Kräuter und eine noch größere Sammlung an Wissen mit nach Hause genommen.
Ich habe ein wunderbares, neues Hobby gefunden und kann die nächste Kräuterwanderung und vor allem die Herbstkräuterschule kaum erwarten.
Wie sehr es doch die Augen geöffnet, wenn man begreift, dass jede Pflanze, an der man tagtäglich achtlos vorbei läuft einen eigenen Namen hat und manche unter ihnen ganz erstaunliche Kräfte besitzen.
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