Vor gut 5 Jahren habe ich in einem Gebrauchtwarenhaus eine alte Massivholzküche gefunden und mich auf der Stelle in sie verliebt. Ich hatte sofort ein Bild im Kopf, wie sie sich mit ein bisschen Liebe und Arbeit in eine traumhaft schöne Shabby Chic Küche verwandeln könnte.
Für mich war sie meine absolute Traumküche. Und obwohl ich damals noch gar keine eigene Wohnung hatte, in die ich sie hätte einbauen können, habe ich sie gekauft. Immer mit dem Vorsatz sie in einen absoluten Hingucker zu verwandeln.
Die Jahre als Schrottküche
In den folgenden Jahren habe ich, oft gehört wie verrückt es sei, dass ich tatsächlich an dieser alten Küche festhalte. Darunter waren Sprüche wie:
- “Du wirst schon noch zur Vernunft kommen und dir doch noch etwas ordentliches kaufen. Eine Ikea-Küche zum Beispiel.”
- “Das Ding ist doch totaler Schrott! Das rentiert sich gar nicht, da noch Arbeit reinzustecken.”
- “Die ist ja hässlich und altbacken. Ist das dein Ernst?!”
- “Ist schon ein bisschen ekelhaft, dass die schon jemand anderes benutzt hat.”
Zugegeben, man brauchte schon etwas Vorstellungsvermögen. Die Holzfronten der Unterschränke waren zum Teil ziemlich angeschlagen, die Oberschränke stellenweise stark verdreckt und manche der Schränke ließen sich nicht mehr richtig schließen.
Mission Shabby Chic Küche – Schritt 1: Fronten reinigen und vorbereiten
Vor zwei Monaten kam dann aber endlich der Zeitpunkt, an dem der Umzug in meine eigene Wohnung anstand. Der Startschuss also, um mit der Arbeit an meiner kleinen Shabby Chic Küche anzufangen.
Zunächst einmal mussten alle Fronten und Korpusse gesäubert werden. Eine sehr aufwändige Arbeit. Besonders die Schränke, die wohl einmal in der Nähe des Herdes platziert waren, waren voller hartnäckiger Verschmutzungen. Und die kämpften hartnäckig um ihr Bleiberecht.
Nachdem die Küche einmal sauber war, habe ich alle Fronten nochmal mit Stahlwolle angeraut. Das Anrauen bereitet die Oberflächen auf den Anstrich vor. Auf diese Weise hält später die Farbe besser.
Der richtige Anstrich: Der Weg zur Kreidefarbe
Tja und dann stand noch die große Frage im Raum:
“Welche Farbe benutzt man denn nun am besten für dieses Projekt?”
Ich hatte – wie ich dachte – recht einfache Anforderungen an diese Farbe. Sie sollte folgende Kriterien erfüllen.
- Farbe: weiß, deckend
- Finish: matt, keinesfalls glänzend sein
- Sehr gute Haltbarkeit
Nach etwas Recherche im Internet bin ich schließlich auf Kreidefarbe gestoßen. Besonders auf Pinterest habe ich etliche tolle Ergebnisse für Upcyclings von alten Möbeln mit Kreidefarbe gefunden.
Allerdings ist das ja immer so eine Sache mit den Ergebnissen aus dem Internet. Nur weil es auf dem Foto toll aussieht, heißt das nicht, dass es auch in der Realität auch so ist.
Deshalb habe ich mich entschieden, mich doch mal in einem lokalen Baumarkt oder Fachhandel beraten zu lassen. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob das tatsächlich eine gute Idee war.
Der Fachhandel schied recht schnell aus. Dort wurde ich nur mit großen Fragezeichen in den Augen angesehen. Die einzigen „Infos“, die ich dort bekam waren: “Ham wir nicht!” und “Meinen Sie Tafellack?”
Im Baumarkt war es aber auch nicht besser. Die Kreidefarbe habe ich dort zwar gefunden, aber in Sachen Beratung war es dort nicht viel besser. Zum Teil wurde mir völlig davon abgeraten Kreidefarbe zu verwenden – ohne Begründung. Zum Teil wurde mir schlicht der Aufdruck auf der Farbdose vorgelesen.
Ich habe mir auch eine Alternative zeigen lassen, die angeblich genau zu meinen Anforderungen passte. Die habe ich sogar gekauft und an einer kaputten Front getestet. Das Ergebnis war weiß und deckend… aber es glänzte wie eine Lackoberfläche. Also schied diese Farbe aus.
Am Ende habe ich mich entschieden einfach das Risiko einzugehen. Habe die Kreidefarbe gekauft und die Küche damit gestrichen. Und was soll ich sagen, einige Stresstests später bin ich absolut zufrieden mit dieser Entscheidung.
Mit Unterstützung meiner Mama und meines Onkels habe ich dann jeden einzelnen Schrank aufgehübscht. Meine Mutter hat sich vor allem um den Anstrich gekümmert. Mein Onkel hat währenddessen die Schäden zu repariert, die nicht mal eben mit ein bisschen Schmirgelpapier und Holzleim behoben waren, beispielsweise die abgebrochene Front eines meiner Unterschränke. Außerdem hat er drei wunderschöne kleine Schübe gebaut, die in eines der Schränkchen unter einem der Oberschränke passen. Die Orginale waren leider beim Kauf der Küche nicht mehr dabei gewesen.
Alles in allem war es unglaublich viel Arbeit.
Der Umzug und der Einbau meiner Shabby Chic Küche
Dann endlich kam das Umzugswochenende. Ich habe zum ersten Mal meine kleine, selbst gestaltete Shabby Chic Küche in den Raum stellen können, in dem sie zukünftig stehen würde.
Als dann schließlich ein paar Tage später der Monteur kam, der sie einbauen sollte, war ich unglaublich nervös. Ich hatte richtig Angst, dass das alles nicht so werden würde, wie ich mir das vorgestellt hatte und sich die ganzen Prophezeiungen der letzten Jahre bewahrheiten würden. Ich war den ganzen Tag über unglaublich angespannt, während alles langsam Formen annahm.
Und wieder bekam ich zu hören wie verrückt das doch sei, sich eine so alte Küche einzubauen, dass die Sockelleiste aus Massivholz eine unglaublich schlechte Idee sei, dass eine aus Edelstahl viel besser wäre und dass man die Abschlussleiste, die ich gekauft hatte, doch gar nicht an der Arbeitsplatte befestigen kann.
Letztlich haben wir dann doch alles so gemacht wie ich mir das vorgestellt habe. Am Abend war ich aber mit den Nerven völlig am Ende. Aber viel wichtiger: unglaublich glücklich mit dem Ergebnis, denn ich hatte genau das bekommen, was ich wollte.
Bis meine Elektrogeräte geliefert und eingebaut wurden hat es dann nochmal ein paar Tage gedauert.
Aber dann war sie endlich fertig: meine eigene kleine Shabby Chic Küche.
Ich liebe sie jetzt schon so sehr.
Ina Margret says
Ich find das mega toll, dass du an deiner Idee und Vorstellung festgehalten hast, auch wenn andere das vorher nicht sehen konnten. Das Ergebnis spricht aber für sich und ich wünsche dir, dass dich die Küche mega lange sehr glücklich macht! ?
H says
Hallo! Das sieht so gut aus… ich stehe gerade vor einer ähnlichen Entscheidung. Wie hat sich denn die Kreidefarbe im Langzeittest bewährt?
Aurelia says
Die Farbe hat sich super bewährt. Die Küche ist jetzt ca. ein Jahr im Einsatz. Ich habe sie bis heute nicht mit dem Wachs versiegelt, aber die Fronten lassen sich trotzdem super abwischen und die Farbe hält. Ich bin immer noch super glücklich, mit der Wahl. ☺️
H says
Danke sehr!
Edelgard Bethkenhagen says
Hallo, das ist eine wunderderschöne Küche geworden. Ich stand vor der selben Entscheidung. Bin zur Zeit aber durch Corona auf 0 Stunden, also hatte ich viel Zeit. Ich kann gut nachvollziehen was es für Arbeit ist, ganz besonders wenn sich alles vor und nach der Arbeit abspielen muss. HOCHACHTUNG!!!
Ich mache mir aber doch ein wenig Sorgen wegen der Haltbarkeit. Habe die Kreidefarbe Küchenmöbellack in kalkweiss genommen.
Frage mich ob ich sie doch noch versiegeln sollte.
Wie hat sich ihre Farbe denn jetzt mit der Zeit bewährt?
Ganz liebe Grüße
Edelgard
Aurelia says
Hallo Edelgard,
entschuldige die sehr späte Rückmeldung. Ich belebe diese Website gerade erst wieder und habe deinen Kommentar jetzt erst entdeckt.
Also ich habe meine Küche nicht mit Wachs versiegelt. Mittlerweile ist sie 5 Jahre in Benutzung und ich habe noch überhaupt keine Probleme. Die Küche ist immer noch super schön weiß.
Flecken lassen sich auch ganz einfach abwischen.
Sicherlich kommt das auch auf die Farbe an, die man verwendet aber mit der Bondex bin ich super zufrieden!
Sylke says
Toll, dass du an deiner Idee festgehalten hast. Eine megaschöne Küche ist das geworden. …und ja, dieselben Erfahrungen habe ich bisher auch immer im Fachhandel bzw. im Baumarkt gemacht; ich hatte wesentlich mehr Ahnung als die Verkäufer 😮
Karen Pagel says
Wunderschön, ich habe ein ähnliches Modell in heller Eiche und liebe sie nach wie vor. Aber die Verwandlung ist wirklich gelungen
Andrea R. says
Du hast sie erst weiss lackiert uns dann mit dem Kreideanstrich drüber gestrichen?
Das würde die gute Farbabdeckung erklären, aber was.ich nicht verstehe, nach dem Kreideanstrich käme ja noch ein Klarlack drauf, das ist für mich doppelt gemoppelt.
Einfacher wäre dann doch eher ein seidenmatt Weisslack gewesen,.obwohl ich für shabby chic Küchenmöbel immer einen Glanzlack nehmen würde, weil
1. Leichtere Rei igung
2. Echter am Wohnstil der.30 bis 50er Jahre. Wir hatteneinen Küchenschrank der ursprünglich glänzte, von meiner Mutter aber so oft blank geputzt wurde bis er matt war 😀
Andrea R. says
Mal vorne weg. Ich finde es super, dass.du einer gebrauchten Küche zu.neiem Glanz verholfen hast.
Für mich ist das ein Zeichen von Phantasie und Vorstellungsvermögen.
Du hast sie erst weiss lackiert uns dann mit dem Kreideanstrich drüber gestrichen?
Das würde die gute Farbabdeckung erklären, aber was.ich nicht verstehe, nach dem Kreideanstrich käme ja eh noch ein Klarlack drauf, das ist für mich doppelt gemoppelt.
Einfacher wäre dann doch eher ein seidenmatt Weisslack gewesen,.obwohl ich für shabby chic Küchenmöbel immer einen Glanzlack nehmen würde, weil
1. Leichtere Reinigung
2. Echter am Wohnstil der.30 bis 50er Jahre. Die Strichen damals nämlich alles mit einem ziemlich giftigen Hochglanzlack. Sogar die Kinderbetten, es gab damals vermutlich nichts anderes.
Wir hatten einen Küchenschrank der ursprünglich glänzte, von meiner Mutter aber so oft blank geputzt wurde bis er matt war 😀
Aurelia says
Hey Andrea,
entschuldige die sehr späte Rückmeldung.
Danke für dein Feedback! 🙂
Zu deinen Anmerkungen:
Nein, ich habe sie nur mit Kreidefarbe gestrichen. Die im Post erwähnte Lackfarbe habe ich nur auf einer kaputten Front getestet und die ist ja dann aufgrund des Looks ausgeschieden. Das war auch eine „seidenmatter“ Lack, aber der hat mir schon zu sehr geglänzt. Deshalb auch kein Glanzlack wie du vorgeschlagen hast.
Was die Farbabdeckung angeht: Kreidefarbe ist sehr deckend. Damit bekommt man sogar schwarze Oberflächen mit 2-3 Anstrichen weiß.
Auf Kreidefarbe kommt kein Klarlack, zumindest ist mir das noch nie untergekommen. Man kann für bessere Haltbarkeit und leichtere Reinigung die Flächen noch Wachsen. Das habe ich aber nicht gemacht.
Mit der Reinigung habe ich aber gar keine Probleme. Die Kreidefarbe lässt sich super einfach abwischen. Die Küche ist jetzt 5 Jahre alt und noch immer wunderbar weiß. Selbst an den Griffen, die sich ja üblicherweise am schnellsten verfärben würden, gibt es keine Probleme.
Heike Schwob says
Hallo, deine Küche ist super geworden und macht mir Mut, da ich mich nach langem hin und her entschieden hab, meiner alten Holzküche in Bucheoptik, einen neuen look zu verpassen. LG