Wenn die derzeitige Situation rund um Corona so bleibt, wie sie ist, dann wird zumindest eines meiner für dieses Jahr geplanten Larp Events stattfinden. Deshalb bastle ich jetzt fleißig und mit Höchstgeschwindigkeit an meiner neuen Western-Gewandung orientiert an der Mode der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Dieses Mal habe ich mich mehr als sonst mit den geschichtlichen Vorlagen beschäftigt, insbesondere mit den Kleidungsstücken, die man nicht sichtbar trug, wie beispielsweise der Unterwäsche oder dem Korsett. Obwohl sie oft unter mehreren Lagen Stoff versteckt sind, tragen sie unverzichtbares zu Funktion und Form der gesamten Gewandung bei. Und deshalb sind dieses Mal – ganz vorbildlich – die ersten Stücke, die ich genäht habe, diejenigen, die die unterste Kleidungsschicht bilden. Im Falle meiner Western-Gewandung besteht diese unterste Lage der Unterwäsche aus einem einfachen Hemd – auch Chemise – und einer Hose.
Die Stoffsuche
Die Suche nach dem passendem Stoff für Unterhemd und -hose, die geeignet sind bequem unter einem Korsett dicht am Körper getragen zu werden, war mühsam. Das meiste, was ich gefunden habe, war so fest und starr, dass es schon im unvernähten Zustand den Eindruck vermittelte, dass es später besonders an den Nähten zu unangenehmen Druckstellen führen könnte.
Glücklicherweise habe ich nach langem Suchen ein paar Restmeter eines dünnen, weichen Baumwollstoffs in einem natürlichen Weiß bekommen, der sich perfekt eignet. Schade, dass davon nicht mehr zu bekommen war. Ich hoffe aber, dass ich mit der Zeit nochmal Glück habe und etwas vergleichbares finde.
Das Nähen
Für Unterhemd und Hose habe ich es mir in Sachen Schnitt sehr leicht gemacht und mir das Schnittmuster TV102 von Truely Victorian besorgt. Dieses Mal habe ich mich sogar an die Anweisungen gehalten, was zum einen dazu geführt hat, dass ich mir den Aufwand einer eigenen Konstruktion erspart habe und zum andern in einem – für mich – irrsinnigen Tempo fertig war.
Beim Hemd habe ich mich für eine einfache, ärmellose Variante entschieden, vor allem da ich Bedenken hatte, dass sich die kurzen, weiten Ärmelchen unter der Kleidung mit der Zeit unangenehm zusammenschieben könnten. Je nachdem wie sich die Oberbekleidung gestaltet, kann ich die aber noch nachträglich hinzufügen
Die Hose war im Vergleich zum Hemd wesentlich spannender zu nähen. Sie hat nämlich einen offenen Schritt, der den Toilettengang erleichtern sollte, da man so nicht die ganze Hose herunterziehen und später wieder unter die vielen Lagen von Röcken und das Korsett zurückfummeln musste.
Eine Hose auf diese Weise zu nähen ist kurz gesagt äußerst ungewohnt und ich habe mehr als einmal überlegt, ob ich den Schrittsaum nicht doch schließen soll. Letztlich bin ich aber froh, dass ich mich doch dafür entschieden habe ihn offen zu lassen. Denn auch wenn ich in moderndem Hygienefanatismus seinen tatsächlichen Nutzen nicht eingehender testen werde, ist des doch ein kleines Detail, dass ich äußerst amüsant finde.
Verschlossen wird die Hose an beiden Seiten mit je einem Knopf. Ich habe dafür Holzknöpfe verwendet, die sicherlich schon seit 5 Jahren in meinem Lager herumflogen. Damit das ganze Ensemble noch ein bisschen mehr den Unterwäschecharme bekommt, habe ich den Ausschnitt und Saum des Unterhemds und die Beinrüschen der Hose mit Baumwollspitze verziert.
Um auf Nummer sicher zu gehen, was späteres Einlaufen angeht, habe ich die Spitze zuvor zusammen mit dem Stoff vorgewaschen. Da ich plane die Unterwäsche in der heimischen Maschine zu waschen erschien mir das ganz sinnvoll.
Ellie says
Die offene Schrittnaht erleichterte zwar auch den Toilettengang, aber meine Tante hat mir Folgendes über ihre Großtante erzählt, die noch diese alte Kleidung trug, als meine Tante klein war (Anfang der 30iger): die besagte Großtante suchte nämlich gar nicht erst immer eine Toilette auf, sondern ging einen Schritt ins Gras neben die Straße, blieb dann einen Moment konzentriert stehen, lüpfte ihre Röcke und weiter ging es…na- wenigstens waren die Hände weiter sauber.
Viele Grüße
Ellie