Meinen ersten Blog hatte ich auf Blogspot. Damals lag mein Fokus noch auf Handarbeit und mein allererstes Projekt, das ich dort begleitet habe, war meine Granny-Squares-Häkeldecke. Den Blog und auch die Blogposts von damals gibt es nicht mehr, aber meine Decke ist immer noch ein Projekt, auf das ich besonders stolz bin. Deshalb finde ich hat sie es auch nach all den Jahren noch verdient hier vorgestellt zu werden.
Back to the roots
2011 habe ich mit der Uni angefangen und zwischen Schulabschluss und Semesterstart beschlossen mir einen Blog als Bastel-Tagebuch zuzulegen. Das Nähen von Kostümen lag zwar noch in weiter Ferne, aber ich hatte so die Möglichkeit einen Überblick über meine zahllosen kleinen und großen Handarbeitsprojekte zu behalten, was übrigens auch immer der Grundgedanke hinter diesem Blog hier gewesen ist, dem direkten – und professionelleren – Nachfolger. Natürlich ist über die Zeit mehr daraus geworden als ein einfaches Arbeitstagebuch. Aber ganz am Anfang dieser Entwicklung stand mein erstes Blog-Projekt: Meine Granny-Squares-Häkeldecke
Auslöser für dieses Projekt war ein Buch, das mir in die Finger kam: “Häkelideen mit Granny Squares” von Stephanie Göhr. Ich fand dieses Patchworken mit Häkeldeckchen eine tolle Sache. Jedesmal, wenn man eines der Quadrate fertig hat, ist das ein kleines Erfolgserlebnis und wenn man sie dann alle zusammenfügt, hat man plötzlich ein großes Werkstück. Da fühlt sich die Arbeit gar nicht mehr so mühsam und langwierig an… Das habe ich zumindest gedacht.
Aus einer Mücke einen Elefanten machen
Wie auch heute, hatte ich schon damals den Hang dazu, ganz einfache Ideen in höchst aufwändige Projekte zu verwandeln ohne das beabsichtigt zu haben. Den ersten Fehler dahingehend habe ich bereits gemacht, als ich das Garn ausgewählt habe. Denn ein Merino-Wollgarn für eine 3er Nadelstärke ist eigentlich nichts, was man für eine ausgewachsene Wolldecke verwenden sollte. Nicht nur dauert es eine Ewigkeit bis man damit eine ordentliche Fläche fertig gearbeitet hat, es ist auch noch verdammt teuer. Diese beiden Tatsachen hatte ich damals aber nicht vor Augen. Ich habe mich einfach in die Farben verliebt, das Garn gekauft und losgelegt.
Daran, dass ich in dem Moment, als ich gemerkt habe, dass das Ganze bei Weitem aufwändiger werden würde als gedacht, nicht aufgehört und umgeplant habe, ist wiederum mein Ehrgeiz Schuld. Genauso auch an dem seltsamen Vorsatz, dass die Wolldecke so groß werden muss, dass ich sie mich komplett verdeckt, wenn ich mich darunter zusammenrolle… Im Rückblick ist die Tatsache, dass ich mich damals immer wieder in meinem Zimmer auf den Boden gekauert und geprüft habe, ob mich die Decke denn jetzt komplett abdeckt schon extrem witzig.
Ein Blumenmeer entsteht
Über zwei volle Jahre hinweg habe ich an der Decke gearbeitet, erst unzählige rote Blümchen gehäkelt, diese wiederum in einem anderen Rotton umhäkelt, die Blätter in Grün hinzugefügt und das Quadrat schließlich mit wollweißem Garn fertiggestellt.
Immer wieder habe ich neue Wolle geholt, irgendwann den Überblick verloren wie viele Knäul ich nun schon verarbeitet hatte und somit auch wie viel Geld ich letztlich für dieses Projekt investiert habe. Der Grünton wurde zwischenzeitlich vom Hersteller aus dem Sortiment genommen, was im zweiten Jahr eine kleine Materialkrise auslöste. Deren Bewältigung habe ich den lieben Mitarbeiterinnen meines damaligen Stamm-Wollgeschäfts zu verdanken, die für mich alle Restposten aus den anderen Filialen kommen ließen, die sich finden ließen.
In so gut wie jeder Vorlesung, in der das Mitschreiben nicht notwendig war, saß ich mit der Häkelnadel in der Hand. Zwischenzeitlich war ich immer wieder kurz vorm Aufgeben, habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, aus dem vorhandenen Material doch etwas kleineres zu machen. Wenn man das hundertste immer selbe Häkelquadrat fertigstellt, ist das nämlich doch kein so großes Erfolgserlebnis mehr, wie anfangs vermutet.
Aber irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich alle meine Häkelquadrate fertig, insgesamt 216 Stück. Endlich mit dem Zusammenhäkeln der kleinen Quadrate anzufangen, war eine wahnsinnige Erleichterung. Zwar lag noch ein riesiger Berg Arbeit vor mir, aber ein Ende war absehbar!
Nach mehreren weiteren Knäulen und Wochen war sie endlich fertig, 190cm lang, 130cm breit und erstaunlich schwer. Anschließend verschwand sie aufgrund von Platzmangel in meinem alten Zimmer in einer Plastik-Box und in irgendeinem Schrank. Dort ist sie bis vor ein paar Wochen auch geblieben. Jetzt endlich hat sie aber kurz vor Weihnachten Ihren Platz auf meinem Sofa gefunden.
Sie jetzt wieder in die Hand zu nehmen fühlt sich unglaublich besonders an. Wenn ich mir vor Augen halte, wie viel Arbeit, Lebenszeit und Mühe dort hineingeflossen ist, bin ich fast schon ein wenig ehrfürchtig vor meiner eigenen Arbeit. Und – zum Glück – finde ich sie auch nach Jahren immer noch wunderschön. Meine Häkeldecke ist definitiv eines der Projekte, das man kein zweites Mal umsetzt und das man irgendwann weitervererbt.
Monica Mongolian says
Wunderbare Decke! Meine Tante hat auch einmal etwas Ähnliches gemacht, daher weiß ich, wie viel Zeit und Arbeit es kostet, so etwas zu machen. Gut gemacht!